Eisbären auf Spitzbergen

11.11.2024

Besonders groß war die Anspannung vor dieser Reise. 

Ein zweites Mal ging es für mich nach Spitzbergen, in der Hoffnung, dieses Mal Eisbären zu sehen. Wieder im September. Beim letzten Mal hatte ich kein Glück, wir hatten keinen Eisbären gesehen und waren stattdessen im Sturm gefangen. Ein älterer Blogeintrag berichtet von dieser Reise. 

Sollte es dieses Mal wieder so sein? Ist die Jahreszeit falsch gewählt? So manch einer hat mich ungläubig gefragt, warum ich denn wieder zur gleichen Zeit dort hinfahren möchte, wo ich doch schon beim letzten Mal kein Glück hatte. Ganz einfach: wegen des Lichts. Ganz einfach ist gut gesagt, nein, diese Entscheidung ist mir alles andere als leicht gefallen, denn der Aufwand ist schon enorm. Aber das Licht zu dieser Jahreszeit ist anders, als in der Mitte des Jahres. Auch wenn dann die Tierwelt präsenter ist. Und mein Wunsch war es, die Tiere, die dort leben, bei hoffentlich entsprechendem Licht zu fotografieren. Verrückt? Ja, vielleicht ein wenig.

Vor der eigentlichen Bootstour hatte ich zwei Tage Zeit, um mich zu akklimatisieren, und vor allem, um sicher zu gehen, dass das Gepäck auch ankommt (was leider nicht immer der Fall ist - bei einer Mitreisenden der letzten Tour ist selbiges passiert). Es kam glücklicherweise mit. 

Auf einer geführten Tour wollte ich Polarfüchsen ganz nah kommen. Aus der Entfernung haben wir einen gesehen, es lief aber nicht so, wie gehofft. Sollte das so weitergehen? 

Dafür haben wir Rentiere sehr nah gesehen. An einem Rentierkalb, was einen neugierig anschaut, kann man nicht vorbeigehen. Wir hatten das Glück auch einem Rentier, was dabei war, seinen Bast (Haut, die das Geweih umgibt) abzuwerfen, einige Zeit beobachten zu können. Das Geweih ist blutig rot und sieht dadurch noch beeindruckender aus, als es sowieso schon ist.


Auch auf der eigentlichen Bootstour war ich froh, wieder mit netten Menschen zusammen unterwegs zu sein. Und damit meine ich sowohl die Crew des Schiffes als auch alle meine Mitreisenden. Wenn man gut 10 Tage ohne Kontakt zur Außenwelt zusammen auf einem Boot unterwegs ist, macht es doppelt Spaß, wenn man sich gut versteht. 

Schon anderthalb Stunden nach dem Ablegen in Longyearbyen bin ich dann von meinen Gefühlen überwältigt worden. Vor uns, an einer Felswand, war ein Eisbär zu sehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mein erster Gedanke: das kann nicht wahr sein. Mein zweiter: das glaubt mir zu Hause keiner.

Zu diesem Zeitpunkt war die Fahrt für mich schon ein riesiger Erfolg. Ziel erreicht. Ohne dass ich ahnte, was noch kommt. 

Wir sind mit dem Schiff langsam vor einem Gletscher unterwegs. Die Guides informieren alle Mitreisenden, dass Eisbären gesichtet worden sind. „Geht ready for the zodiacs. Do it quick!“ Gesagt, getan. In einer immer wieder wechselnden Kombinationen sitzen wir in den beiden Schlauchbooten. Dieses Mal führt der schnellste Weg zu dem Eisbär durch ein Feld von Eisklötzen und Schollen, die vom Gletscher abgefallen sind und nun davor auf dem Wasser treiben. Die starken Motoren der Zodiacs schieben die Boote durch die Eisschollen. Die Lücke im Eis schließt sich direkt dahinter. Das geht gut 20 Minuten so, bis wir hindurch sind. Am anderen Ende der Bucht, hinter einer kleinen Landzunge, können wir beobachten, wie ein Eisbär hinter einem Hügel hervorschaut, sich scheinbar genüßlich im Sand hin und her wälzt und dann dreckig wieder aufsteht. Er sieht fast aus, als sei er ein Braunbär, und kein Eisbär. 

Auf dieser Reise haben wir viele Eisbären gesehen, in unterschiedlichen Situationen. Weit entfernt und auch ganz nah. Vom Schiff als auch vom Zodiac aus. Jungtiere und Ausgewachsene. Ab dem kommenden Jahr werden manche dieser Begegnungen und damit auch dieser Fotos so nicht mehr möglich sein, weil die Gesetze geändert wurden. Ich bin froh, auf dieser Tour so viel Glück gehabt zu haben.


Doch nicht nur Eisbären, auch Walrosse haben wir wieder gesichtet. Und auch wenn die Hauptaufmerksamkeit eines jeden Arktisreisenden mit Sicherheit dem ikonischen Tier Eisbär gilt, ist es faszinierend, die Walrosse zu beobachten (sowie auch die weitere Tierwelt). Die meiste Zeit liegen Walrosse faul und langweilig herum. Wenn sie sich aber nicht schwerfällig, sondern ziemlich flink im Wasser um das Zodiac herum bewegen und einen immer wieder neugierig anschauen, bekommt man einen anderen Eindruck. 

Wir sitzen wieder im Zodiac, befinden uns in einer geschützten Bucht. Das Meer ist hier fast spiegelglatt. Unser Guide schaltet den Motor aus, wir nähern uns langsam den Robben vor uns. Er paddelt uns mit einem Holzpaddel in aller Ruhe zwischen den Felsen, die nur knapp unter der Wasseroberfläche liegen, hindurch. Es ist Ebbe, und die Robben ruhen sich auf den Felsen, die aus dem Wasser schauen, aus. Dahinter reicht eine kleine Gletscherzunge bis ins Wasser. Die Sonne verschwindet schon bald hinter den aufragenden Bergen, die diese Bucht säumen. Noch aber erreichen ein paar letzte Sonnenstrahlen die Robben. Um uns herum ist es ruhig. Auch wir im Boot sind so ruhig, wie es eben geht. Reden kaum ein Wort, bewegen uns langsam. Die Robben beäugen uns genau, aber sie lassen uns näher an sich herankommen, als ich vermutet hätte. Unzählige Bilder landen auf den Speicherkarten und die Blicke von uns Bootsfahrenden begegnen sich zwischendurch auch heute mit stiller Begeisterung und einem Lächeln. 

Ich stehe an Deck und schaue mich um. Der Wind pfeift um meine Nase, und auch wenn es nicht so kalt ist, wie im letzten Jahr, bin ich froh um meine warme Kleidung. Ich genieße den Blick übers Wasser, hin zu den markanten Bergen. Sauge diese karge Landschaft in mich auf. Das Tuckern des Motors genauso wie die Stille um uns herum. Die vielen Begegnungen mit Tieren und die vielen netten Gespräche mit meinen Mitreisenden. Das Eisblau der riesigen Gletscher. 

Wir sind auf dem Rückweg nach Longyearbyen, zum Hafen. Viele Gedanken gehen durch meinen Kopf, viel mehr, als ich in meinem Blogeintrag werde schreiben können. 

Diese und weitere Bilder sind nun in der Galerie über Spitzbergen dazugekommen, 

schaut doch einfach mal                         nach.

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