Polarlichter in NRW

12.05.2024

Ich stehe auf dem Deich am Rhein. Es ist kurz nach Mitternacht, die Nachtigall singt und um mich herum ist es sonst ziemlich still. Ich versuche, zu begreifen, was ich gerade sehe, aber es fällt mir schwer. 

Ein netter anderer Fotograf, den ich eben erst kennengelernt habe und der jetzt neben mir steht, ist genauso sprachlos, wie ich es bin. 

Polarlichter in NRW, hier von Dormagen aus zu sehen, wer hätte das gedacht. 

Um das klar zu sagen, ich hätte mir dieses Naturschauspiel an diesem Ort auch noch vor gut vier Stunden nicht in meinen kühnsten Träumen ausgemalt. 

Und jetzt tanzt Lady Aurora, das Polarlicht, vor uns.

Ich bin fassungslos. Sprachlos. Und überwältigt. 


Es war eine Information in den Wetternachrichten im Fernsehen, die mich am Freitag Abend darauf aufmerksam gemacht hat und die dafür gesorgt hat, dass es eine lange Fotonacht werden sollte, obwohl ich früh ins Bett gehen wollte. Polarlichtsichtungen in Deutschland an diesem Wochenende möglich. Wie elektrisiert habe ich mir alles, was danach gesagt oder gesendet wurde, gespart, habe den Fotorucksack gepackt und mich an den PC gesetzt, um weitere Informationen auf speziellen Webseiten einzuholen, die sich mit Polarlichtern beschäftigen. Tatsächlich, die Chancen sollten sehr gut sein. Doch bei uns in der Gegend war deutliche Bewölkung vorausgesagt, die Wahrscheinlichkeit, hier Polarlichter beobachten zu können, sehr gering. Auch eine App sagte dies. 

Ich habe weitergelesen und bin dabei über Bilder von Webcams gestolpert, die aus Österreich Bilder mit pinkfarbenem Himmel gezeigt haben. Ein Blick aus dem Fenster: nichts. 

Trotzdem bin ich sofort losgefahren, ich musste es einfach versuchen, das konnte doch nicht möglich sein, dass Polarlichter bis Österreich zu sehen sind. 

Am Rand von einem größeren Feld habe ich angehalten, nahm die Kamera in die Hand, stellte sie an, schaute durch den Sucher Richtung Norden und blickte gen Himmel. Ich sah nur pink. Der ganze Himmel war pink. Mit bloßem Auge war das so nicht zu sehen. Eher ein hellgrauer Schleier. 

Ich brauchte ein paar Augenblicke, um mich zu sammeln. 

Die ersten Bilder habe ich ohne Stativ aufgenommen. Dann baute ich das Stativ mit auf und fing an, ein Foto nach dem anderen festzuhalten. Die Lichter wanderten, ich musste den Standort wechseln, ein paar Meter weiter eine andere Perspektive einnehmen. Und dann wurden sie schwächer und verschwanden schließlich. 

Zeit zum durchatmen. Ich konnte es nicht fassen. 

Nie zuvor hatte ich Polarlichter gesehen, lange hatte ich mir dies schon gewünscht aber nicht damit gerechnet, dass es so an diesem Ort möglich sein wird. 

Ich fasste den Beschluss, es in Zons zu versuchen, vielleicht würden sie ja wiederkommen. Bildideen waren sofort reichlich in meinem  Kopf, doch ich hatte noch nie vorher Polarlichter  gesehen geschweige denn fotografiert und daher keine Erfahrung, was umsetzbar ist. 

So stehe ich hier auf dem Deich und meine Geduld hat sich wieder einmal ausgezahlt. 

Die Wahrscheinlichkeit ist laut App bei fast unmöglich, aber eben auch nur fast. Das Lichtspektakel, was sich jetzt aber vor uns zeigt, ist genau das Gegenteil. Polarlicht in allen drei Farben, grün, pink und violett/blau. Alle Farben sind gleichzeitig zu sehen. Mit bloßem Auge erkennen wir die grauen Schleier, die sich über den Himmel bewegen, kurzzeitig sogar auch in leichtem rot - oder ist es nur Einbildung? 

Sie bewegen sich ständig hin und her, das Bild am Himmel ändert sich von Moment zu Moment.

Ich wechsel die Blickrichtung meiner Kamera immer wieder, versuche möglichst viel einzufangen. Es ist unfassbar, andere Worte können meine Gefühle kaum beschreiben. Und es geht nicht nur mir so.

Nach einiger Zeit wird das Licht wieder schwächer. Es ist mittlerweile weit nach Mitternacht und glücklich beschließen wir, unsere Sachen zu packen. Das Bett ruft. Ich bin müde, und doch gleichzeitig hellwach. 


Zu Hause angekommen, sehe ich wieder Schleier am Himmel, packe erneut alles ins Auto und fahre wieder los, obwohl ich gerade erst ausgestiegen bin. 

Die Nacht ist doch noch nicht zu Ende.

Lady Aurora hat uns einen wunderschönen Tanz gezeigt, und in tiefer Dankbarkeit, dieses Naturschauspiel gesehen zu haben, falle ich sehr viel später als gedacht ehrfürchtig ins Bett.

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